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Track des Tages
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Mittwoch 11.06.2008 - Tour über Cap Fréhel

Am Morgen weckte uns das eindringliche Trommeln feinen Regens auf unserem Zeltdach. Wir hatten nichts festes für den Tag geplant und warteten eine Weile, bis das Pladdern nachließ. Dann holte Jacques frisches Baguette und brachte auch gleich eine Plane für unser Vorzelt mit. Dort hatte der lehmige Boden sich nämlich inzwischen in eine schmierige, halbflüssige Paste verwandelt. Frühstücken konnten wir noch im Trocknen, aber danach fing es wieder an zu Regnen.

Gegen 13 Uhr war es endlich trocken, und es sah aus, als ob die Wetterlage sich eine Weile halten könnte Wir entschlossen uns zu einer Tour zum Cap Fréhel. Auf dem Weg dorthin probierten wir die Helmkamera aus, die Jacques vor dem Urlaub gekauft hatte. Ich empfand die Handhabung als fummelig. Nie konnte ich sicher sein, in welchem Zustand das Ding eigentlich war: ein- oder ausgeschaltet, laufend oder in Bereitschaft, weil das winzige Display nach oben zeigte und ich die Piepstöne während der Fahrt nicht hören konnte. Ein kleiner Spiegel, sozusagen als Mini-Periskop, wäre nicht schlecht gewesen.

An der Zufahrt zum Cap musste ich mich durch Jacke, Gurt und Kabelage wühlen, um an mein Geld zu kommen: 1 Euro Parkplatzgebühr für unseren Motorroller. Vom großen Parkplatz am alten Leuchtturm führte ein breiter Spazierweg hinunter zu den Felsen über dem Cap. Dort setzten wir uns in das Panoramacafé, schrieben Postkarten, tranken Tee und Café, und beobachteten die brütenden Möwen auf den Felsen unter dem Fenster. Dass das winzige Kännchen kalte Milch zu meinem Tee einen Euro extra kostete fand ich etwas unverschämt. Auch die warme Milch zu Jacques’ Café Creme kostete extra, bei ihm sogar 1,50. Das sind die kleinen Abzockereien, die man wohl glaubt, sich erlauben zu können, wenn im Umkreis von einigen Kilometern kein zweites Café zu finden ist.

Nach den überteuerten Heißgetränken fuhren wir noch ein Stück weit die Küstenstraße entlang. Unterhalb der Klippen blickten wir auf spärlich besuchte, helle Sandstrände hinab. Überall an der Strecke standen weiße Wohnmobile. Little boxes on the hillside, little boxes made of ticky-tacky, little boxes, little boxes, little boxes all the same …

Der nächste Ort, durch den wir kamen, wirkte ein wenig mondän, und einige Kilometer weiter fanden wir einen Badeort mit Einkaufsmeile und Casino. Am Strand vor dem Casino feuerten ein paar Animateure eine Kinderschar zu sehr lautem, falschem Gesang (eher: Geschrei) an. Wir entfernten uns schaudernd, kauften uns ein Baguette, und legten auf einer Bank vor einem Park eine Pause ein, um das Brot dort in Frieden zu essen.

Auf der Rückfahrt, an einer netten, kleinen Nebenstrecke kurz vor Pléven, entdeckten wir ein Hinweisschild zu einem Menhir, den wir spontan aufsuchten. Der Weg vom Parkplatz zu dem riesigen Stein war märchenhaft, denn er wand sich zwischen von Flechten und Moos überwucherten Bäumen und Steinen hindurch. Jacques machte einige Fotos von dem Stein, und umschritt ihn einmal, um möglichst gute Daten für das Projekt “Open Streetmap” aufzuzeichnen. Dann fuhren wir weiter.

In Plancoët erwischten wir die falsche Ausfahrt und gelangten auf eine winzige Straße, die auf der Karte, nach der ich navigierte, nicht eingezeichnet war. Als wir das bemerkten und die Navi zu Rat ziehen wollten, mussten wir feststellen, dass ihre Akkus fast leer waren. Möglicherweise hatte eingedrungene Feuchtigkeit zu Kriechströmen geführt.

Ein Schild nach Corseul, das nur aus der entgegengesetzten Fahrtrichtung zu erkennen war, half uns, wieder auf Kurs zu finden. Als wir wieder auf größere Ortschaften, und auch auf Supermärkte, stießen, war es nach 20 Uhr, und die Supermärkte waren zu.

Um nun wirklich zügig heimzukommen, fuhren wir auf der Schnellstraße, wo wir von etlichen rücksichtslosen Rasern viel zu dicht überholt wurden. In der Altstadt von Cancale fanden wir dann einen noch geöffneten Plus-Markt.

Davor fand gerade ein Straßenfest statt, aber wir wollten heim. Dort aßen wir matschige Nudeln und leckere, aber sehnige Bratwürste. Ein Zeltnachbar erzählte, der Wetterbericht habe zum kommenden Tag ein gemischtes Wetter angekündigt, das glauben wir unbenommen.