Karten und Fotos


Track des Tages
Track03

Mittwoch 17.07.2013 - Besichtigung von Ales Stenar

“Frisch wie der junge Morgen”, meinte Jacques zu mir, sei eine Formulierung, die nicht unbedingt auf mich zuträfe. Eher “komatös”, oder “narkotisiert”. Ich sah mich nicht in der Lage, dieser Behauptung zu widersprechen. Wir verzehrten ein einfaches Frühstück, das aus süßlich schmeckendem Feinbrot mit Frischkäse undjungem Emmentaler bestand. Dazu tranken wir schwarzen Tee. Ich fühlte mich ziemlich gerädert, und nahm mir vor, meine Hälfte unserer Schlafstatt in der kommenden Nacht mit einer Konturpolsterung zu versehen: Aufpolsterungen unter Kopf, Taille, Oberschenkeln, und Aussparungen unter Schultern und Hüften. Langsam scheint das Alter bei mir seinen Tribut zu fordern. Sich nach der halben Nacht mit Rückenschmerzen hin und her zu wälzen gehört allerdings nicht zu den Dingen, mit denen ich mich für den Rest unseres Urlaubs abzufinden gedenke.

Wir schlafen auf Luftmatratzen und nicht auf Isomatten oder ähniches. Das hat seinen Grund. Isomatten sind zwar unter Umständen leichter, aber vom Packmaß viel größer, das ist, wo wir doch riesige Platzprobleme auf dem Roller haben, ein entscheidendes Kriterium. Wichtig bei den Luftmatratzen ist, das sie möglicht viele unabhägige Luftkammern haben. Das ist zwar beim Aufblasen etwas lästig, aber falls eine Kammer undicht wird, und das ist uns schon einige Male passiert, dann ist die Luftmatratze immer noch brauchbar und man muß nicht bis zum Ende der Reise auf hartem Boden schlafen.

Rast in Ahus
Rast in Ahus

Gegen neun Uhr machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Tagesurlaub. Der erste Ort, den wir ansteuerten, war Åhus. Hier wollten wir uns einen Kaffee gönnen, aber daraus wurde nichts. Kein einziges Restaurant oder Café am Yachthafen hatte so früh geöffnet. Erst auf dem Weg aus dem Ort hinaus sahen wir ein Café, aber da waren wir schon nicht mehr interessiert.

Allerdings fanden wir am Hafen eine Parkbank mit einem Tisch wo wie uns etwas entpannen konnten. Der Tisch war allerdings nicht weiterzuempfehlen. Generationen von Kindern mussten ihre Eisreste darauf verteilt haben, bis sich so eine dicke, klebrige Patina auf dem Holz gebildet hatte.

Weiter ging es, parallel zur Küste. Zuvor Waren wir überwiegend an Pferdegehöften und Reitschulen vorbeigekommen. Hier hingegen dominierten weite Felder. Die Kanten des Asphalts waren mit Wildblumen gesäumt. Besonders die vielen rotvioletten Strandnelken fielen uns auf, die die Nähe der Straßen regelrecht zu suchen schienen. Auch die hellblauen Blüten der Wegwarte und die grüngelben Dolden des wilden Fenchels waren überall entlang der Fahrbahn zu sehen.

Einige Kilometer weiter steppte der Bär. Ein Markt mit allerlei Tand, Süßwaren, Fahrgeschäften, Kleidung und Nippes füllte den Strand. Jacques nahm das Treiben mit seiner Helmkamera auf.

Auf unserer Karte war ein Naturschutzgebiet Namens ‘Stendshuvut’ eingezeichnet. Also bogen wie links ab, mal sehen was uns erwartet. Es erwartete uns eine nette Landschaft und ein kostenpfichtiger Parkplatz. Nicht unbedingt etwas was uns interressierte. Also fuhren wir ein Stück zurück zu einem Ausflugslokal wo wie einen Kaffee tranken.

Danach fuhren wir weiter, weil wir selbst nicht gerne im Getümmel stecken. Unseren Kaffee tranken wir dann im Garten eines mittelprachtig besuchten Ausflugslokals. Vierzig Kronen für eine große Kanne, die wir uns teilten, fand ich recht günstig.

Megalithmonument Ales Stenar

Um die Mittagszeit gelangten wir schließlich an das Hauptziel unseres Ausflugs: ein Megalith-Steinsetzung in Form eines Schiffs, über deren Zweck und Bedeutung es allerlei Spekulationen zu geben scheint. Ich finde solche Erklärungsversuche gelinde gesagt etwas mutig, denn zum einen weiß man nicht, wie groß die Steine ursprünglich waren, und ob sie noch genau da stehen, wo sie ursprünglich gesetzt worden waren, und zum anderen sind diese Steine hier möglicherweise schon alt genug, um sich auf Himmelskonstellationen zu beziehen, die sich mittlerweile verschoben haben.

Plan von Ales Stenar
Plan von Ales Stenar

Wir parkten unseren Roller unmittelbar unterhalb der Treppe die zu der Megalith-Steinsetzung führte. Als Rollerfahrer ist man da klar im Vorteil, die Autofahrer mussten ihr Fahrzeug viel weiter entfernt parken und natürlich auch noch gut Geld bezahlen.

Die Beschreibung der Anlage behauptet, das es eine Abbildung eines Schiffes sei, das kann sein, oder auch nicht. Viel stichhaltiger sind die Hinweise auf die Ausrichtungen bezüglich des Sonnenkalenders.

Oft werden Sternenkonstellationen von Archeologen postuliert, aber hier scheinen sie plausibel zu sein. Es gibt einfach zu viele Indizien dafür und ausserdem gibt es auch woanders zu dieser Zeit Bauwerke die eine ähnliche Ausrichtung haben.

Ales Stenar
Ales Stenar

Wir stiegen die Stufen hoch, bis wir die Hochebene erreichten. Eigendlich war es eher eine riesige mit Gras überwachsene Düne. Schon auf dem Hinweg war mir aufgefallen, das die Küste begrenzt wurde durch eine lange Kette von Dünen die wie ein Küstengebirge wirkten. Ich würde gerne wissen, was Geologen dazu sagen würden.

Oben auf der Anlage hatte ich das Problem war man auf jeder touristischen Anlage hat - wie mache ich Fotos wo nicht dutzende von Menschen drauf sind. Hier ist die Kunst auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, was ziemlich auf die Nerven gehen kann, und den richtigen Ausschnitt zu wählen.

Auf dem Rückweg verfuhren wir uns ein wenig bei der Suche nach einer Tankstelle. Irgendwelche Kartendaten stimmten nicht mehr mit dem aktuellen Stand überein. Zum Glück ist die Tankstellendichte in Schweden recht hoch. Das, und der Umstand, dass man überall problemlos an EC-Automaten bezahlen kann, verblüfft mich immer wieder. Kein nerviger Beschiss mit Geldschein-Einzug und Fix-Beträgen, die für Motorräder viel zu hoch angesetzt sind, kein Ausgrenzen ausländischer Karten, wie wir es schon mal in Frankreich erlebt haben. Lediglich der Preisaufschlag für die Kartenzahlung stört, und natürlich ach der Datentrampelpfad, den man unweigerlich hinterlässt. Es scheint Tankstellen zu geben, an denen man schon gar nicht mehr bar zahlen kann.

Wieder zurück

Jacques in Ales Stenar
Jacques in Ales Stenar

Zurück am Übernachtungsort gingen wir rasch noch einkaufen. Während Jacques gleich in den Supermarkt ging, zog es mich zunächst in die Apotheke. Dort holt ich mir eine Wartenummer, kam nach wenigen Minuten an die Reihe, und schilderte mein Problem in englischer Sprache, so gut ich es eben hinbekam: verfestigter Schleim in den Nebenhöhlen, dem ich mit ätherischen Ölen beikommen wolle, mitsamt Beschreibung meines Favoriten, Gelomyrtol Forte. Das Wirkprinzip schien der Dame nicht geläufig. Statt dessen bot sie mir schleimhautabschwellende Nasensprays an, und irgendwas mit Cortison. Ich erschrak heftig, lehnte sehr entschieden ab, und griff mir eine Dose Wick Vaporub. Das kommt zwar an die Einnahme von Myrtol nicht annähernd heran, lässt sich aber immerhin inhalieren oder in die Nase schmieren, und fördert den Schleimfluss, was das gelbe Zeug in meinen Nebenhöhlen hoffentlich verflüssigen wird. Cortison, bei einer Sinusitis? Himmel!

Meine Frau ist vom Schicksal geschlagen! Obwohl sie im Voraus unsere Reiseapotheke ausrüstet als wenn wir für “Ärzte ohne Grenzen” unterwegs sind, so stellt sich heraus, das trotzdem etwas fehlt. Und selbst dann, wenn sie die entspechende Mittel hat, hilft es oft nicht.

Es ist zum Beispiel ein Mysterium das von der Wissenschaft noch nicht geklärt ist, warum sie von Mücken gestochen wird, obwohl sie sich so massiv mit Autan besprüht so das es mir den Atem raubt, und ich der diesbezüglich abstinent ist keinen einzigen Mückenstich bekommt.

Die Welt ist offensichtlich ungerecht!

Im Supermarkt traf ich wieder auf Jacques, der schon Zwiebeln und billige Fleischbällchen, aber noch keine geeigneten Tomatenkonserven gefunden hatte. Ich hatte die richtige Idee zum Suchen, und kurze Zeit später standen wir auch vor dem richtigen Regal. Zu den Fleischklopsen in Tomatensoße aßen wir später Couscous, und zum Nachtisch frische Erdbeeren.