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Dienstag 16.07.2013 - Von Roskilde nach Sölvesborg
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Dienstag 16.07.2013 - Von Roskilde nach Sölvesborg |
Frühmorgens, fast noch in der Nacht, hatte ich einen Traum. Ich hörte ein merkwürdiges Rufen, wie Schreie. Es schien von Wesen zu stammen die über mich flogen, immer paarweise. Dann wechselte ich langsam vom Traum ins Wachsein. Ich hatte gar nicht geträumt, es waren Wildgänse die über unser Zelt flogen. ‘Erstaunlich’ dachte ich, was man doch im Traum alles mitbekommt, selbst räumlicher Hören.
Ich bemerkte das meine Frau neben mir wach wurde und erzählte Ihr von meiner Beobachtung, aber wie es schien konnte sie meine Begeisterung über diese Beobachtung nicht teilen.
Was kann es schöneres geben, als morgens im Zelt vom Gezwitscher der Vögel geweckt zu werden? Ganz klar: Von einem geliebten Menschen geweckt zu werden, der einen auf das hübsche Gezwitscher aufmerksam macht, das man sonst verpasst hätte. Um halb fünf. Damit man sich schreiende Gänse anhört. Oder Krähen, oder was weiß ich. Was die Feinheiten der Kommunikation unserer hübschen, gefiederten Freunde angeht, bin ich eine verdammte Ignorantin, weshalb ich mich nach ein paar gegrunzten Beteuerungen meiner unverbrüchlichen Zuneigung zu meinem Ehemann wieder auf die andere Seite rollte, und weiterschlief. Irgendwas um die drei Stunden später wurde ich dann wach genug, um meine Umgebung mit meinem eigenen Tröten zu erfreuen. Meine Nebenhöhlen hatten sich nämlich über Nacht mit einer Substanz angefüllt, die in Farbe, Konsistenz und Klebrigkeit eine gewisse Ähnlichkeit mit Pattex aufwies, und zwar mit der spachtelfähigen Sorte in Dosen. Bis ich mit diesem Morgen warm wurde, brauchte ich einige Zeit …
Wir packten das Zelt ein, frühstückten am Camping-Kiosk - Kaffee und Zimtschnecken, die etwas zu süß, aber ansonsten lecker waren - und machten uns auf den Weg nach Schweden. Kurz vor der Hochbrücke stellte Jacques enttäuscht fest, dass er vergessen hatte, seine Helmkamera aufzustecken. Ich fand die Überfahrt nicht so spektakulär, was vielleicht daran lag, dass es ein wenig diesig war.
Noch im letzten Jahr hatte ich mir eine neue Filmkamera gekauft, eine GoPro2. Nach all den vorhergehenden Reisen hatte ich bedauert, das wie keine schönen Filmaufnahmen von sehenswerten Strecken hatten. Zwar hatten wie Filme mit den Digitalkameras, aber die Qualität war doch enttäuschend. Das sollte jetzt anders werden. Um so trauriger war ich das ich die Brücke über die Ostsee nach Malmö nicht filmen konnte, weil ich zu spät daran dachte die Kamera auf dem Helm zu montieren.
In Schweden fuhren wir zunächst nach Kristianstad, um etwas Bargeld aus dem Automaten zu ziehen. Nach einer Kaffeepause sollte es dann weitergehen.
Die Reifenpanne
An einer Auflasterung fiel mir dann auf, dass sich das Hinterrad irgendwie seltsam und insgesamt ungut anfühlte. Zu wenig Luft im Reifen? Jacques fuhr rechts ran. Auch ihm kam das nicht gut vor. Nach einigen Wipptests im Stand - ich war dazu abgestiegen, und beobachtete den Reifen - beschloss Jacques, zur nächsten Tankstelle zu fahren, die Vorspannung der Stoßdämpfer zu erhöhen, und den Reifendruck zu messen. Gesagt, getan: An der nächsten Shell-Station holte er das Werkzeug raus, während ich mich auf die Suche nach Luft machte. Die Geräte fand ich schließlich in einer Art überdimensionaler Telefonzelle neben dem Tankstellenhäuschen, und trug eins davon zum Roller.
Der Druck auf dem Hinterreifen war zu niedrig, musste erhöht werden, wollte jedoch nicht steigen. Dann vernahmen wir ein immer lauter werdendes Zischen, das sich verstärkte, wenn man seitlich gegen das Ventil drückte. Und dann war der Reifen plötzlich ziemlich platt, und wir desgleichen. Panne - der ACE musste ran.
Die erste Nummer, die Jacques aus dem Kartenheftchen kramte, funktionierte nicht, die zweite war nicht für Notrufe gedacht, aber man diktierte uns dort die richtige Nummer, allerdings im ersten Anlauf ohne internationale Vorwahl, Ehem, Ehem!
Wie ich mittlerweile weiß, gibt es vom ACE eine ‘Notfall App’. Ich werde vor der nächsten Reise Birgit bitten sie auf ihrem Smartfone zu installieren. Vielleicht ist die App ja auch so intelligent, das sie die Adresse gleich mit übermittelt.
Mittels Navi ermittelte ich die Adresse unseres Standorts, Jacques beschrieb unser Problem, und eine knappe Stunde später kam ein Tieflader, der uns mitsamt Roller und Gepäck zur nächstgelegenen Motorradwerkstatt brachte. Die war sogar in der Nähe unseres angepeilten Zielorts, etwa 25 km vom Platz der Panne entfernt. Eine knappe halbe Stunde nach unserer Ankunft bei der Werkstatt hatte man dort dem Hinterrad ein neues Ventil eingesetzt, und wir konnten die Reise fortsetzen.
Endlich am Ziel
Wir fuhren weiter zu Tredenborgs Camping, in der Nähe von Sölvesborg. Vor der Rezeption stand zwar ein Schild mit dem Hinweis, der Platz sei voll belegt, aber auf meine Nachfrage fand sich doch noch ein Eckchen für uns. Wir bauten das Zelt auf, diesmal mit Stromanschluss und geliehenem Stromkabel, ruhten uns kurz bei ein paar kalten Getränken aus, und fuhren dann zum Einkaufen in den Ort. Leider war die Apotheke schon geschlossen, als wir dort eintrafen. Gelomyrtol habe ich nicht eingepackt, und ich brauche dringend irgendetwas ätherisches, um meine Nebenhöhlen wieder freizubekommen.
Meine Entdeckung des Tages: Ein Mineralwasser mit Schoko-Shake-Geschmack und ohne Zucker. Naja, eigentlich schmeckt es eher, als hätte man einen Hauch Shokoladenpuddingpulver hineingestreut. Aber gut gekühlt finde ich es gar nicht mal so übel, auch wenn Jacques darüber lästert. Soll er doch …
Ich will der Geschichte nicht vorgreifen, aber das Thema des ‘Geschmacklosen Wassers mit Geschmack’ hat uns bis zum Ende der Reise begleitet. Ich halte diese Produkte für überflüssig wie Gebrauchsanweisungen für Zahnstocher.
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