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Track des Tages
Track02

Montag 01.09.2014 - Tag 2

Die Nacht war zu kurz, aber es half nichts: gegen gegen sechs holte uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir duschten, machten uns startklar, und schleppten um Punkt sieben Uhr unser Gepäck zum Speisesaal. Unten war noch alles finster. Nur ein einsamer Hotelangestellter war damit beschäftigt, den Innenhof zu reinigen. Er sprach nur spanisch, und wusste nichts von irgendwelchen Frühstücksvorbereitungen. Gleich darauf ging dann aber doch das Licht im Speisesaal an. Der Rezeptionist vom Vorabend ließ uns ein, und servierte uns Brötchen, Aufschnitt und einen Krug Milch. Wir holten uns Kaffee aus dem Vollautomaten, und ich bediente mich am Buffet mit einer Portion Müsli.

Nach dem Frühstück warteten wir vor dem Hotel auf den Mini-Bus, der uns nach Los Cristianos bringen sollte. Der kam zwar etwas später als angekündigt, aber wir waren die einzigen Gäste im Bus, kamen gerade rechtzeitig für die 9-Uhr-Fähre dort an. Am Hafen sperrten wir unsere schwereren Gepäckstücke in einen Gepäckanhänger, und ich ging los, um unsere Boarding Cards abzuholen. Zum Glück kam Jacques gleich mit, denn wir mussten tatsächlich alle beide unsere Personalausweise vorzeigen. Als wir an Bord gingen, wiederholte sich das Spiel: Beide Personalausweise wurden nicht nur kontrolliert, sondern sogar mit speziellen Geräten eingelesen - bei einer schnöden Inlandsfähre! In ein paar Jahren, möchte man meinen, werden wir dort wohl mit Metalldetektoren durchsucht werden …

Die Überfahrt war, wie immer, recht ruhig. Nur konnten wir wegen der gischtig beschlagenen Scheiben kaum etwas von der Aussicht durch die Frontscheiben erkennen. Auch der Bustransfer klappte hervorragend. Gegen Mittag kamen wir beim Hotel Laurisilva an. Nachdem wir einen Teil der Sache ausgepackt hatten, ging Jacques schwimmen, während ich noch dies und jenes sortierte und eine erste Einkaufsliste schrieb und dies und jenes sortierte.

Am Nachmittag machten wir unseren ersten Orientierungsspaziergang in Richtung Playa La Calera. Wir klapperten ein paar Läden ab, schauten nach den Öffnungszeiten bei einen Rollervermieter, und setzten uns auf einen Imbiss in ein Straßencafé.

Am Nachbartisch unterhielten sich ein paar Alternativmediziner, und ich litt spontan an hochgerollten Zehennägeln und einem minütlich immer dicker werdenden Hals. Angenommen, ein durchaus gebildeter Mensch berichtete davon, wie er zugesehen habe, dass ein Illusionist ein Karnickel aus einem Hut gezogen habe - würde man so jemandem zutrauen, er glaube an die Materialisation von Karnickeln in Zylinderhüten? Nein, das würde man wohl nicht! Aber die Dame am Nebentisch nahm offenbar tatsächlich irgendwelchen philippinischen Geistheilern ab, sie würden ihre Patienten mit ihrem Brimborium Heilung oder Besserung verschaffen. “Hochgläubig” seien diese Leute außerdem. Ich schüttelte den Kopf über so viel Unverstand. Bei einem derartigen Grad von Dummheit, und dann auch noch dargebracht von Medizinern, die für ihren Beruf immerhin studiert haben, endet bei mir jegliche Toleranz.

Das netteste, was man über philippinische Geistheiler behaupten kann, ist, dass sie einen Cargo-Kult betreiben, und detailiert Operationen nachspielen, ohne zu kapieren, um was es dabei im Einzelnen geht. Weniger nett betrachtet handelt es sich um Quacksalberei und Betrug auf Kosten von sterbenskranken Menschen, denen kurz vor ihrem Tod auch noch die letzten Ersparnisse abgeknöpft werden. Und auf solche Machenschaften fällt eine “Medizinerin” herein? Unfassbar!

Als dann noch einer der Gesprächsteilnehmer am Nebentisch den Satz “Wer heilt, hat Recht” brachte, wäre ich beinahe ausgerastet, und konnte mich nur noch mit allergrößter Mühe beherrschen. Jemand, der behauptet, dass er geheilt haba, sollte erst einmal schlüssig beweisen, dass da erstens eine Heilung überhaupt stattgefunden hat, mit der er zweitens ursächlich irgendetwas zu tun hatte. Warten, bis ein Patient seine Zipperlein von allein überwindet, ist nämlich keine Heilung. Jemanden für geheilt erklären, der in Wirklichheit noch immer sterbenskrank ist, ist auch keine. Und solche Idioten behandeln tatsächlich kranke Menschen, und spielen denen gegenüber ihre Weißkittel-Autorität aus. Meine Güte.

Für den Abend hatte ich uns ein paar Sachen zusammengestellt, die Ähnlichkeit mit einer Sammlung von Tapas hatten, und überließ Jacques die Zubereitung. Es schmeckte ausgezeichnet.

Als wir auf den Fahrer warteten der uns zur Fähre bringen sollte, ging die Sonne auf. Es war für uns während der ganzen Reise gewöhnungsbedürftig, das hier die Sonne viel später als in Norddeuschland aufging. Bis jetzt waren wir immer in den Wintermonaten auf den Kanarischen Inseln gewesen. Aber das gab uns wenigstens eine Gelegenheit einige schöne Aufnahmen zu machen.

Der Kleinbusfahrer brachte uns schnell nach Los Chrisianos. Wie das Einchecken und die Gepäckabgabe funktionierte wussten wir schon von früheren Reisen.

Was uns aber verblüffte war die ausführliche Passkontrolle auf der Fähre. Erstaunlich, da wir ja keine Landesgrenzen überschreiten wollten.

Die Fähre von Fred Ohlson ist eine der modensten der Welt. Mit meinem GPS-Gerät konnte ich messen, das wir eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 60km/h erreichten. So waren wir auch in etwa 40 Minuten in Gomera angekommen.

Den Fahrer, der uns zum Hotel fahren sollte, war auch schnell gefunden. Die Fahrt zum Hotel dauerte wie erwartet ca. 90 Minuten, man muss wissen, auf Gomere ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Sepentine.

Das Hotel, Laurisilva, war uns schon von unserer ersten Gomerareise bekannt. Immernoch ein wenig heruntergekommen, aber wir stellen ja nur geringe Ansprüche.

So ziemlich das Erste was wir machen ist das Umräumen der Möbel. Das hat seinen Grund, wir brauchen mindestens einen Schreibtisch wo wir unseren Laptop aufstellen können. Dazu braucht man eine gewisse Nähe zu Steckdosen. Nicht nur das Steckdosen in Hotelzimmern rar gesäht sind, im Ausland haben sie auch noch oft das falsche Format.

Aus unseren Erfahrungen von früheren Reisen auf die Kanarischen Inseln haben wir folgende Informationen: es gibt genau zwei gute Steckdosen im Appartment, der für den Heißwasserbereiter im Kochbereich und der für den Kühlschrank. Deshalb bringen wir eine Mehrfachsteckdose mit, an die wird der Kühlschrank angeschlossen und dann der Laptop und andere Stromverbraucher.

Nun wird auch klar, warum der Schreibtisch immer in der Nähe des Kühlschrankes ist.

Das nächste was wir machen sind Einkäufe. In diesem Fall hatten wir das Glück das wir zwei kleine Supermärkte in unmittelbarer Nähe des Hotels hatten. Wobei, Supermärkte auf Gomera sind nicht dasselbe wie in Deutschland. Es sind mehr Krämerläden, aber das reicht schon mal.

Spät am Nachmittag, besser gesagt am Abend, ging ich zum Motorrollerverleih. Leider hatte dieser schon zu, also musste ich es am nächsten Morgen versuchen.