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Track des Tages
Track03

Sonntag 15.05.2011 - Tour in den Süden

Heute sollte es in den Süden gehen und diesmal eine etwas längere Strecke. Auf der Karte hatten wir den Weg geplant und auch unsere GPS-Geräte (mit Daten von Garmin und OpenStreetmap) waren instruiert. Erfahrungsgemäß sollte nichts schief gehen.

Griechenland als Mutterland der Navigation

Wir sind auf Kreta. Man erinnere sich, hier war das Labyrinth des Minotaurus das alle in die Irre führte. Daedalus und Ikarus wollten größere Strecken überwinden und scheiterten. Und das, obwohl Phytagoras und andere Wissenschaftler bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen hatten.

Und ca. 2500 Jahre später hatten wir wieder ähnliche Probleme, so wie man sich von den etwas größeren Straßen entfernte war man verlassen. Die klassische Papierkarte war nicht detailliert genug. Die Garminkarte spottete jeder Beschreibung, vorhandene Wege fehlten, dafür waren jede Menge anderer eingetragen, die es überhaupt nicht gab. Die OpenStreetmap Karten waren leider noch zu unvollständig bzw. nicht attributiert (Straßentyp, Belag, Einbahnstraße etc. ).

Deshalb beschlossen wir auf die ganz kleinen Straßen, die wir so lieben, zu verzichten und den großen Karten zu vertrauen.

Ein typisches Café
Ein typisches Café

In Amoudari tranken wir Cola und Gebirgstee in einem typischen Café an der Straße. An den Tischen neben uns saßen alte Kreter und waren am diskutieren, es war nicht zu übersehen, das sie die leuchtend-pinkfarbenen Haare von Birgit bestaunten. Das sollte und bei dieser Reise noch öfters passieren.

Laut Reiseführer gab es hier in der Nähe ein Militärmuseum, aber die Art und Weise wie Menschen sich die Hölle heiß machen, brauchen wir nicht näher dokumentiert haben, die täglichen Nachrichten reichen da völlig.

Weiter ging es dann in Richtung Süden. An einem scheinbar unscheinbarem Platz, mit einem ganz normalem Restaurent, stauten sich die Reisebusse. Wir fragten uns, warum augerechnet hier, erst viel später erfuhren wir, das ab hier ein beliebter (und wohl auch relativ einfacher) Wanderweg die Schlucht bis nahe der Küste entlangführte.

Zunächst war die Straße recht harmlos, aber dann ging es steil bergab, in engen Serpentienen. Wenigstens war die Straße gut ausgebaut, später haben wie deutlich schlimmere Serpentienen kennengelernt.

Wir bogen dann nach Osten ab und machten in Sfakia halt. Ein typischer Urlaubsort mit vielen Restaurants und Andenkenläden. Was uns nicht gefiel war, das wir vor jedem Restaurant angesprochen wurden, ein Grund schnell von hier zu verschwinden.

Sind das Geier?
Sind das Geier?

Die Küstenstraße schlängelte sich dahin, doch an einer Stelle blieben wir verblüfft stehen. Wir hatten unterwegs schon etliche Greifvögel gesehen, aber hier war ein ganzer Haufen. Dutzende von großen Greifvögel kreisen über einen Hügel. Erst nur wenige, aber je länger man schaute um so mehr entdeckte man. Es müssen gut ein dutzend gewesen sein. Auf Grund der Größe, Farbe und dieser Häufung vermuten wir, das es Geier waren, von denen es auf Kreta noch viele geben sollen.

In Sellia war es mal wieder Zeit für eine Rast. Wir setzten uns auf eine Terrasse eines Cafés, aber mußten dann feststellen das das Café geschlossen war. Wir wollten schon weiterfahren, als wir ein Restaurent entdeckten, das im hinteren Teil eine Terrasse mit einer wunderschönen Aussicht auf die Küste hatte. Wo wir schon mal da waren bestellten wir uns was zu Essen. Die Moussaka war zwar nicht gerade sterneverdächtig, aber sie machte satt und war preisgünstig.

Am Abend ging ich noch zu unserer Hotellobby um Nachrichten zu lesen und Daten hochzuladen. Während rundherum noch das Leben tobte, war das Hotelpersonal schon im Nachtmodus, die Bar war geschlossen, der Mann an der Rezeption langweilte sich und die Putzfrau wuselte herum. Ich verließ bald dieses deprimierende Szenario und ging in eine Bar am zentralen Platz. Dort hatten sie auch freies WLan. Die Stimmung war deutlich besser und ein kühles Bier ist auch nicht zu verachten.

Für die heutige Tour in den Süden hatten wir eigentlich geplant, die Schnellstraße zu meiden, und bevorzugt die gut ausgebauten Landstraßen zu nehmen, die auf unserer Karte in orangeroter Farbe eingezeichnet waren. Das klappte nicht ganz so wie wir uns die Sache gedacht hatten (Karte, Realität, Diskrepanz). In der Gegend um Maza verfranzten wir uns fürchterlich, und fanden unsere Route mehr zufällig als geplant wieder.

In Kares legten wir eine Pause ein. Da Sonntag war, saßen vor einem der örtlichen Cafés sehr viele ältere Männer, die mir – wie Jacques mir sagte, ich selbst sah es nicht – nachstarrten. Magentafarbene Haare und ein violetter Pony können solche Reaktionen schon mal auslösen. Ich kenne das, und hab einfach freundlich zurückgelächelt. Wir suchten uns einen freien Tisch, und ich bestellte Cola für Jacques und Tsai für mich.

Auf der Karte hatte ich gesehen, dass es in Askifou ein Museum geben sollte, und war schon neugierig darauf. Dann jedoch verkündete ein Schild, dass es sich hier um ein Kriegswaffenmuseum handelte. Wir verzichteten auf die Besichtigung dieser Mordutensilien.

An der Südküste kamen wir zu einem Ort namens Chora Sfakion, wo wir eine Rast einlegten, um Fotos zu machen, eine Postkarte zu kaufen, und unsere unterwegs gekauften Orangen zu essen. Hier fühlten wir uns ganz und gar nicht wohl. Am Hafen war ein Restaurant neben dem anderen, und überall sprachen uns aufdringliche Kellner an, um uns in ihre Lokale zu locken. Statt dessen aßen wir unterwegs in einem Lokal in den Bergen, das wir beinahe übersehen hatten. Wir wollten gerade den Ort verlassen, als ich ein Schild entdeckte, das auf den Balkon mit der tollen Aussicht hinwies. Schließlich wollten wir doch bei dem schönen Wetter nicht in einer dunklen Höhle sitzen. Die Moussaka dort war einfach, lecker und preiswert.

Am Abend ging ich in die Hotellobby, um am dortigen PC einen Blick auf den Wetterbericht zu werfen. Nebenbei bekam ich mit, wie der Reiseleiter eines anderen Veranstalters seine Gruppe in die örtlichen Gegebenheiten einführte, und mir standen die Haare zu Berge: Von hiesigen Mietwagen riete er ab, das gebe erfahrungsgemäß nur Probleme. Er empfehle, Ausflüge bei seinen Vertragspartnern zu buchen, da würde man auch viel mehr sehen und erklärt bekommen, als wenn man auf eigene Faust auf der Insel herumfahren würde. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Ärger mit dem Mietwagen? Laut unserer Reiseleiterin gibt es hier Autovermietungen mit Vollkasko-Versicherung ohne Selbstbeteiligung, und dort bekommt man auch Tipps für lohnende Ausflugsziele.