Karten und Fotos


Donnerstag 01.08.2019 - Le Mont-Saint-Michel

Früh um kurz vor fünf weckt uns mein Wecker. Eine halbe Stunde später geht auch der Wecker von Jacques' Telefon los. Müde rollen wir uns aus den Schlafsäcken, und machen uns reisefertig. Als ich von der Toilette zurück komme, kocht Jacques Wasser für Tee, und erzählt irgendwas von Lebensgeistern, die er wecken müsse. Ich nehme mich stark zusammen, um ihm nicht zu sagen, dass ich nicht an Geister glaube, und dass wir so das beste Licht verpassen. Über den Himmel ziehen schon die ersten rosa angestrahlten Wolken.

Als wir los fahren, liegen die Wiesen noch im fahlen Nebel. Jacques fährt entsprechend vorsichtig, und prompt haben wir für eine Weile einen eiligen Autofahrer am Kofferraum kleben, dem wir nicht schnell genug sind. Ansonsten sind die Straßen um diese Uhrzeit erfreulich leer.

Während unserer knapp einstündigen Fahrt zum Mont St. Michel beobachten wir, wie die Sonne als große, orangefarbene Kugel über den Horizont klettert, und ich knipse ein paar Stimmungsbilder, die allesamt nicht sehr viel taugen.

Etwas mehr als zwei Kilometer vor der Insel halten wir vor einer Bäckerei, und Jacques kauft uns Pain au Chocolat. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg, und nach den leidigen Erfahrungen des gestrigen Tages nehme ich meinen Spazierstock mit.

Wirklich leer ist der Berg auch so früh am Morgen nicht, aber noch wälzen sich keine Menschenmassen durch die Gassen und auf den Festungsmauern entlang. So gelingen uns einige schöne Aufnahmen.

Nachdem wir uns einigermaßen müde gelaufen haben, ruhen wir uns auf den Stufen an einem kleinen Platz aus. Einen Besuch in einem der Cafés verkneifen wir uns lieber. Vier Euro für eine Tasse Kaffee mit Kondensmilch sind uns einfach zu unverschämt. Zu dumm, dass wir vergessen haben, etwas Tagesproviant mitzunehmen. Äpfel und Halbliter-Flaschen für Mineralwasser hätten wir gehabt.

Als wir uns auf den Weg Richtung Ausgang machen, kommen uns in einer engen Gasse unvermittelt drei schwer bewaffnete Soldaten oder Polizisten entgegen, die Gewehre im Anschlag und die Zeigefinger am Abzug. Na, da fühlt man sich doch gleich viel "sicherer". Auch draußen, in einem der Shuttle-Busse, sehen wir mehrere schwer bewaffnete Männer in Tarnanzügen.

Auf dem Rückweg zum Auto muss ich mehrmals anhalten und mich hinsetzen. Trotz Gehstock tun mir meine Knie weh. Vor der Bäckerei, bei der der Wagen parkt, gönnen wir uns eine Pause mit Broten und Milchkaffee. Dann fahren wir auf der Küstenstraße zurück nach Nordwesten.

Jacques möchte noch einmal Richtung St. Malo fahren, aber mir fallen im Auto immer wieder vor Müdigkeit die Augen zu, und ich bitte mir eine Pause für einen Mittagsschlaf aus. Vielleicht irgendwo ein halbes Stündchen auf einem Parkplatz? Das ist Jacques nicht recht, er ist putzmunter! Unwirsch bringt er mich zum Campingplatz zurück, und während ich zum Schlafen ins Zelt krieche, macht er allein zu Fuß noch eine Fototour in der Umgebung.