Karten und Fotos


Sonnabend 07.11.2009 - Tag 1

Sonnabend, Abflugzeit 18:00 Uhr, Einchecken sollten wir mindestens 90 Minuten vorher, und die mitzunehmenden Sachen waren alle vorhanden. Stressfreier kann ein Urlaub nicht beginnen, oder? Aber doch, wir hatten etwas Aufregung. Wie immer gingen diverse Dinge daneben. Zum Glück hat der Flughafen Fuhlsbüttel inzwischen eine eigene S-Bahn-Station, komplett mit Abflugtafeln und vorbildlicher Beschilderung. Mit schadlosen drei Minuten Verspätung stürmten wir zum Abflugschalter, warfen unseren 25 kg schweren Koffer auf’s Band, und wetzten anschließend zur Sicherheitskontrolle. In der Hektik verwechselte ich zunächst die Gate-Nummer mit meiner Sitzplatznummer, aber das machte fast nichts. Die Richtung stimmte ungefähr, und Jacques hatte schließlich auch noch aufgepasst. Bei den Kontrollen kann man prima Zeit sparen, wenn man (wie ich rein zufällig) einen Einkaufsbeutel in der Jackentasche hat, in den man während der Wartezeit den kompletten Inhalt seiner Hosentaschen umschaufeln kann. Laptops gehören separat in die Box. Ich hatte bei meinem Eee-PC dran gedacht, während Jacques’ Rechner eine Ehrenrunde durch den Röntgenapparat spendiert bekam.

Der Flug selbst war angenehm ereignislos, und da wir zu zweit in einer Dreierreihe saßen, hatten wir auch genügend Platz. Aber kalt war es leider sehr, und auch bei der Bordverpflegung wurde gespart. Wer keine acht bis neun Euro extra berappen wollte (und wir wollten das nicht), bekam eine hauchdünn belegte Stulle, deren Zutatenliste sich las wie der Angebotskatalog einer Chemikalienhandlung. Immerhin waren die Brotscheiben ordentlich dick. Beim Bordverkauf lies ich mich dann behumpsen: Die Toblerone kostete 6 € in der 300g-Packung, oder 1,50 € in der 100g-Packung. Da hab ich einfach zu spät geschaltet.

Detail am Rande: In der 300g-Packung sind 6 Riegel à 50g, und auf diesen steht, eine Portion Toblerone à 25g habe 132 kcal/7% GDA. Ein 50g-Toblerone-Riegel besteht aus elf Dreiecken. Think.

In Palma kamen wir planmäßig an, und wurden bereits an der Gepäckausgabe von einer Reiseleiterin angesprochen, die uns erklärte, wo sich der Schalter befand, an dem wir von einem Fahrer abgeholt würden. Prima, soweit. Doch auf der Fahrt kam uns dann etwas komisch vor: warum fuhren wir nach Suedosten, wenn unser Hotel doch im Westen lag? War mit der Straße etwas nicht in Ordnung? Vielleicht eine Sperrung? Für eine Nachfrage reichte mein dürftiges Spanisch nicht aus, und so warteten wir erstmal ab. Immer deutlicher zeichnete sich ab, dass wir ganz woanders landen würden als gedacht. Unsicher blätterte ich in den Reiseunterlagen. Jacques meinte, dass unser Hotel in einem Ort namens Palmanova läge, aber auf dem Voucher stand ein ganz anderer Ortsname. Hatte ich mich beim Buchen verklickt? Der Hotelname, Martha, stimmte. Gab es derer zwei, und ich hatte die falsche Martha erwischt? Hätte ich mir die Reiseunterlagen genauer ansehen sollen? Hatte der Veranstalter etwas verwechselt? Ich grübelte und machte mir Vorwürfe.

Inzwischen kam uns die Gegend immer bekannter vor: Cala D’Or, genau die Region, in die wir nicht wollten, weil das bedeuten würde, dass wir für unsere Ausflüge immer quer durch ganz Mallorca würden fahren müssen. Nach einem uns noch wohlbekannten Kreisverkehr und der dahinter liegenden Einkaufs- und Restaurantmeile (Erinnerungen wurden wach: das war doch hier, wo ich eine Locke von einem Stahlputzschwamm in meiner Pizza hatte, oder?) bogen wir in eine ruhigere Straße ein, und hielten vor einem Club Martha, mit vier Sternen, und mit einem Bauzaun davor. Die Anlage war sehr edel, sehr hübsch beleuchtet, und absolut unzugänglich. Gestikulierend und redebrechend versuchten wir dem Fahrer klarzumachen, dass hier etwas nicht stimmte. Er zeigte uns seinen Auftragszettel: “Martha, Cala D’Or”, und wir gaben ihm den in winziger Schrift bedruckten Voucher, den er mit hervorgesuchter Lesebrille und zusammengekniffenen Augen ungläubig studierte: Die Reiseleiterin hatte ihn mit uns zum falschen Hotel geschickt. Es folgten gestenreiche, für uns größtenteils unverständliche Beteuerungen. “Madre!”. Wir hoben beschwichtigend unsere offenen Hände und nickten freundlich. Dann setzten wir uns alle wieder in den Kleinbus, und der klagende Fahrer fuhr uns zurück, quer durch die stockdunkle Nacht, nach Palmanova, das postalisch völlig anders heißt. Um die zwei Stunden später als erwartet trafen wir am Hotel ein. Dort war die Rezeption inzwischen geschlossen, und an der Tür prangte ein mehrsprachig verfasster Zettel mit einer Telefonnummer für Notfälle. Trotzdem klingelten wir. Noch ehe ich mein Telefon eingeschaltet und in das lokale Netz eingebucht hatte, näherte sich drinnen jemand der Tür. Kurze Zeit später waren wir in unserem Zimmer, und während ich unseren Koffer auspackte und die Betten richtete (Tagesdecken runter, Wolldecken drauf), kochte Jacques uns ein Essen aus der Notration, die er in weiser Vorraussicht eingepackt hatte: lieber ein lausiges, glutamatverseuchtes Nudelgericht aus der Tüte, als totmüde kurz vor Mitternacht und außerhalb der Saison noch ein Restaurant zu suchen.

Unser Appartement stellte sich als exzellent heraus: Große, helle Räume, zweckmäßige Einrichtung, gute Beleuchtung, und überall Schuko-Steckdosen, in die unsere Geräte hervorragend passten. Nur die Küchenelektrik war etwas eigenwillig: für Mikrowelle, Toaster und Heißwasserbereiter gab es zusammen nur eine einzige Steckdose, und die war so ungünstig platziert, dass die Kabel nur knapp reichten.