Karten und Fotos


Rückreise

Gegen 11 starteten wir von unserem Campingplatz (ca. 50 km südlich von Brüssel), vorsorglich hatte ich den Auspuff freigemacht, darum so spät.

Nach einer mörderischen Tour (die Betonpisten in Belgien sind der ultimative Test für Stoßdämpfer und Bandscheiben) kamen wir um 17:30 in Aachen an. Ich setzte meine Frau am Bahnhof ab, und fuhr weiter, um nach ein paar Stunden irgend einen Campingplatz anzulaufen. Doch beim nächsten Stop mußte ich feststellen, daß sich Zelt und Schlafsack im Rucksack meiner Frau befanden.

Nun, jeder vernünftige Mensch hätte sich jetzt ein Motel oder ähnliches gesucht, aber wer hat je von mir behauptet, daß ich vernünftig bin! Ich wollte es wissen! Da ich mit dem Roller nur Landstraßen fahren durfte, die aber nachts keine offenen Tankstellen haben, besorgte ich mir bei der nächsten Tankstelle einen Reservekanister. Die darauffolgende Strecke tankte ich so oft ich konnte, aber ab 22:00 war mit Tanken tote Hose. Nur traten zwei weitere Probleme auf: die ignoranten Straßenplaner, die Straßen bauen, wo man nur mit Autos fahren darf. Dieses Problem löste ich durch konsequente Mißachtung, aber das folgende Problem war nicht so einfach zu lösen; die Kälte. Ich war sommertechnisch ausgestattet, aber nachts auf längeren Strecken wird es erbärmlich kalt. Ich löste das Problem an der nächsten Parkbucht, wo ich den Mülleimer plünderte, die alten Zeitungen raus fischte und sie mir in die entsprechenden Stellen reinsteckte. Zusätzlich packte ich meine Füße in Plastiktüten. Ich muß ausgesehen haben wie der letzte Penner, aber wer konnte mich schon in der Nacht sehen, und es ist besser schlecht auszusehen, als gut zu frieren! Aber gefroren habe ich trotzdem. So gegen 01:00 fand ich tatsächlich auf der Landstraße eine offene Raststätte wo ich tanken und essen konnte. In gewisser Weise war das keine gute Idee, weil aufgewärmt und vollgefressen aber übermüdet sich wieder in die Kälte zu begeben, ist eine harte Angelegenheit. Vor Bremen kam ich ungewollt auf die Autobahn. Völlig illegal, aber was sollte ich machen? Ich wollte nach Hause! Also Augen zu und durch! Wirklich schlimm wurde es aber erst hinter Bremen. Ich hatte den absoluten Totpunkt erreicht und fing an am Lenker zu schlafen. Mit Gewalt mußte ich mich wach halten, aber nach ca. einer Stunde war diese Phase überwunden. Ich befand mich auf der Zielgeraden! Um 10:20 traf ich zu Hause ein, mein einziger Gedanke, jetzt ins Bett! Erstaunlicherweise war meine Frau überhaupt nicht überrascht. Sie erwartete mich sogar!

Das war meine Rekord Tour! 720 km in einem Stück, mit einem Roller der man gerade 50 km/h Spitze schafft! Gebraucht dafür habe ich ca. 23 Stunden. Zwar habe ich nicht vor, diesen Wahnsinn zu wiederholen, aber die Erfahrung war es mir wert.